MS-DOS-Rechner mit druckfestem Gehäuse / Bis 160 Meter Tiefe bleibt die druckdynamische Tastatur wie an der Oberfläche bedienbar

Ein 286er-PC ohne Festplatte, der zwischen 30 000 und 40 000 Mark kostet, das muss einfach ein Angebot jenseits alles Üblichen sein. Tatsächlich handelt es sich bei dem Fieldworker FW Offshore um eine Art von Notebook für die Tiefe, einen MS-DOS-Rechner in einem druckfesten Aluminiumgehäuse für Unterwasser-Ein-sätze, mit einer auch am feuchten Einsatzort steckbaren seriellen Schnittstelle, einer grafikfähigen, hintergrundbeleuchteten Flüssigkristallanzeige und einer nach An-forderung des Kunden gestaltbaren, druckdynamischen Tastatur. Etwa drei Kilogramm wiegt der PC, der vom Taucher an den Unterarm geschnallt wird, an Land. Im Wasser reduziert sich das Gewicht des Aluminiumklotzes mit den Maßen 25 x 11 x 11 Zentimeter auf etwa 800 Gramm. Der eigentliche Clou des von der Sattler & Partner GmbH (Telefon 02 21 /5 46 27 77, Fax 5 46 27 73) in Köln unter Verwendung eines besonders robusten britischen Handheld-PCs von Radix Micro Devices entwickelten Rechners ist die Tastatur: Die Tasten werden nicht von dem mit zunehmender Tiefe wachsenden Druck “betätigt”, sie erfordern an der Wasseroberfläche genau dieselbe Bedienungskraft wie unter den extremen Druckverhältnissen in 160 Meter Tiefe.
Die Entwickler Werner Knappen und Claus Michael Sattler sind beide Taucher. Im Zusammenhang mit der Arbeit an einem System, das rechnergestützt das Betriebstagebuch einer Kläranlage führt, stießen sie auf den PC fürs Grobe von Radix. Der war nicht nur ein simples Eingabegerät der Mobilen Datenerfassung, sondern ein vollprogrammierbarer PC. Knapperts Erfahrungen als Produzent von Spezialgehäusen und Sattlers Erfahrungen aus mehr als tausend Tauchgängen verbanden sich in der Konzeption eines „richtigen” PCs für Kontrollarbeiten an Bohrplattformen, Pipelines in der See, als elektronische Unterstützung bei Schiffsreparaturen, aber auch bei Aufgaben der Meeresarchäologie, Geo- oder Hydrologie. Während die Kenndaten des eigentlichen Rechners, der von drei Nickel-Cadmium-Zellen im Mignon-Format mit Energie versorgt wird, an Land nicht sonderlich zu beeindrucken vermögen, sind maximal 3 Megabyte Hauptspeicher, das Standard-Betriebssystem im ROM und die Anschlussmöglichkeiten der seriellen Schnittstelle unter Wasser und in derart kompakten Abmessungen schon etwas Besonderes. Die Technik der Tastatur, in der jede Taste dem in der Tiefe alle zehn Meter um ein Bar zunehmenden Umgebungsdruck entgegenwirkt, befindet sich gerade im Patentierungsverfahren. Der Preis des bis lang in handgeschnitzten Mustern vorliegenden Rechners muss im Vergleich zu den Kosten gesehen werden, die bei der manuellen Datenerhebung durch Taucher entstehen. HANS-HEINRICH PARDEY
Quelle: FAZ — Frankfurter Allgemeine Zeitung
