„Diejenigen Unternehmer werden in Zukunft erfolgreich sein, bei denen der IT-Manager eine Querschnittsfunktion über alle Abteilungen einnehmen kann.”
Claus Michael SattlerPraxisdialog: Wie gehen Sie in der Praxis vor, um unstrukturierte und strukturierte Daten zu unterscheiden?
Claus Michael Sattler: Unstrukturierte Daten sind unsere Domäne. Wir bei DictaTeam beschäftigen uns als Diktier-und Schreibdienstleister mit CRM 3.0, wie wir es intern nennen, also mit völlig unstrukturierten Daten. ‘Beispiel: In einem Unternehmen schreiben 150 Außendienstmitarbeiter zwei Berichte pro Tag. Ein Bericht hat im Durchschnitt 2 Seiten. Das sind wöchentlich 3000 Seiten. Ich garantiere Ihnen, der Vertriebsleiter dieses Unternehmens hat keine Zeit, eine solche Masse von Berichten zu lesen. Hier lassen sich Big-Data-Methoden wie iKnow einsetzen, die die Texte strukturieren und die Aussage auf 10 Prozent komprimieren.
Praxisdialog: Verändern sich auch Geschäftsmodelle? Schäfer: Was für einen Automobilhersteller mit Milliardenumsatz möglich ist, wird auch für einen Mittelständler interessant werden. Aber die Bereitschaft, sich mit einem großen Datenpool auseinanderzusetzen oder sich in die Cloud zu begeben, ist beim Mittelstand noch nicht sehr ausgeprägt. Man verspielt unter Umständen eine Chance, Trends zu erkennen und zu nutzen.
Sattler: Unternehmer brauchen Informationen, wo sich eine Entwicklung hin bewegt. Wenn in Berichten über Bauteile mehrfach der Begriff „Lunker” auftaucht, dann muss das in die technische Abteilung. Das ist Business Forcement, man gibt aus diesen Ergebnissen Handlungsanweisungen an die einzelnen Abteilungen.
Praxisdialog: Wie nutzen Sie als Unternehmer Big Data?
Sattler: Woche für Woche .gewinnen wir rund fünf neue Kunden mit Hilfe von Big-Data-Anwendungen. Jede Person, die sich beispielsweise bei XING neu anmeldet und in unsere Kategorien von Kundenstrukturen passt, erhält von uns automatisch ein persönliches Anschreiben. Aus zwanzig E‑Mails entsteht so der Kontakt zu mindestens einem neuen Kunden. Außerdem nutze ich unsere Technik selbst, um mich über die Vertriebsarbeit zu informieren, Kundenwünsche zu verstehen und daraus neue Produkte zu entwickeln. Gerade hier, bei den Kundenwünschen, ist Big Data ein elementares Thema.
Sattler: Big Data bedeutet für uns konkret die Möglichkeit, Kunden zu akquirieren und das Geschäft voranzutreiben. Bevor Unternehmen anfangen, externe Daten aus dem Internet zu analysieren, sollten sie zunächst die eigenen Daten genau untersuchen und daraus Erkenntnisse ziehen. Im Unternehmen sollten sie dort anfangen zu suchen und zu analysieren, wo sie den größten Wert und den größten Cashflow haben. Dort schaffen Daten den größten Nutzen. Lassen Sie mich ein Beispiel aufzeigen: Vor mehr als zehn Jahren war ich für ein Fleischunternehmen tätig. Als ersten Schritt der Analyse haben wir dort alle Waagen miteinander vernetzt und so Erkenntnisse über das genaue Schlacht- und Ausliefergewicht erhalten.
Praxisdialog: Das Verständnis für den Nutzen ist die eine Frage, die andere: Wer ist im Unternehmen für die Auffindung und die Analyse der Daten verantwortlich Es geht ja nicht nur um die Verwaltung, sondern auch um das Verständnis.
Sattler: Diejenigen Unternehmer werden in Zukunft erfolgreich sein, bei denen der IT-Manager ebenso wie der Finanzchef eine Querschnittsfunktion über alle Abteilungen einnehmen kann und einnehmen muss. Er muss in alle Bereiche des Unternehmens Einblick haben und diese auch verstehen, da er für alle Bereiche auch die Software einführt. Somit ist er gemeinsam mit den Fachabteilungen für die Daten-Interpretation verantwortlich.